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Filmkritik
Liebe Kinder, haltet Euch gut fest und genießt diese spannende, mitunter recht düstere und auch unheimliche Abenteuergeschichte in vollen Zügen. Nur noch selten wird heutzutage jungen Kinogängern mit derart großem professionellem Aufwand, vor allem aber auch mit solch großer Fürsorge fürs visuelle Erzählen eine derartig packende Geschichte geboten. Eine Erzählung, getragen vom Respekt vor der Kraft überlieferter Geschichten, vor intakten Landschaften, Stimmungen und auch vor Tieren, die hier einmal nicht die putzigen Begleiter in allen Lebenslagen sind. Angesiedelt ist der Film in der überwältigenden Naturlandschaft der Schweizer Alpen: Wenn es Nacht wird und es in Sturzbächen regnet, wenn es donnert und blitzt und die Elemente mit den Menschen zu spielen scheinen, dann lösen sich Zeit und Raum auf, und ein über Generationen verdrängtes Ereignis bahnt sich in Legenden, Ängsten und im Aberglauben seine Bahn. Vor 200 Jahren geschah etwas auf einem einsamen Berghof, das mit einer in Not geratenen, schwangeren Bäuerin und ihrer 13-jährigen Tochter, aber auch mit einem Bären in Gefangenschaft zu tun hatte. Wobei das mächtige Tier weniger bedrohlich war als die Menschen, die andere peinigten und zur Hexen- und zur Bärenjagd bliesen. Von all dem ahnt Clara nichts, als das neue Schuljahr beginnt und sich das aufgeweckte, entdeckungsfreudige Mädchen in seinem Alltag einrichtet. Fünf Jahre nach dem Tod ihres Vaters lebt Clara mit Mutter und Stiefvater auf dem alten Hof, der für sie Heimat und Geborgenheit bedeutet. Auch Clara ist 13 Jahre alt. Etwas geschieht mit ihr: Sie „sieht“ Dinge, sie spürt etwas, das von einem alten Stiefel auszugehen scheint, und sie bekommt seltsame Hinweise von einer alten, schrulligen Dorfbewohnerin, die sie auf eine Aufgabe vorbereitet. Und: Die Bären sind wieder da! Das ist alles andere als ein weichgespülter Kinderfilm, sondern ein handfestes Kino-Abenteuer, das Ernst macht mit Rätseln und Geheimnissen, mit Ängsten und Sorgen, mit dem Unterbewussten und Verdrängten, das sich in der sensiblen Befindlichkeit einer Heranwachsenden fokussiert. Doch gerade Kinder dürften es genießen, dass sie eine solch intensive, in jeder Phase „erwachsen“ inszenierte Fabel erzählt bekommen, in der sich ein Kind behauptet und schließlich zur Ruhe kommt. Stimmige Erholungspunkte verbinden Mystik, Spannnung und Traum miteinander und gipfeln in den Begegnungen mit dem kleinen und dem großen Bären, für die es gilt, Verantwortung und Respekt aufzubringen. Ganz am Ende, als alles überstanden ist, fragt Thomas, Carlas gleichaltriger Freund: „Und jetzt?“. Carla lächelt: „Und jetzt sind wir einfach: hier.“