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Filmkritik
Diana Nyad nutzt jede Gelegenheit, mit der griechischen Bedeutung ihres Nachnamens anzugeben. „Nyad“, das bedeute „Wassernymphe“. Ein Name, der ihr Verpflichtung sein müsse, so bläute es ihr Vater ihr immer wieder ein. Nur so könne sie es zu wahrer Größe schaffen. Nyad wurde eine erfolgreiche Langstreckenschwimmerin und gewann zahlreiche Medaillen. Aber ihr Versuch, die 177 Kilometer von Kuba nach Key West in Florida zu schwimmen, scheiterte. 32 Jahre ist das her; seitdem ist sie keinen Meter mehr gekrault. Jetzt schmeißt ihre beste Freundin Bonnie eine Überraschungsparty zu Dianas 60. Geburtstag. Plötzlich merkt sie, dass ihr etwas fehlt, dass sie die Mittelmäßigkeit ihres Lebens nicht mehr erträgt und dass sie trotz ihres Alters mit dem Traum von damals noch nicht abgeschlossen hat.
Kurzentschlossen beginnt sie, trotz der Einwände ihres Umfelds wieder mit dem Schwimmtraining und stellt ein Team zusammen, das sie bei ihrem Schwimmmarathon begleiten soll, der vielleicht 60 Stunden dauern wird. In John Bartlett findet sie einen gewieften Navigator, der sie sicher durch den Golfstrom führen soll. Nötig sind auch Hai-Experten, ein Arzt und eine coole Kapitänin, die das begleitende Boot steuert. Wichtigste Verbündete und Unterstützerin aber ist Bonnie, die – zunächst widerwillig – Nyads Training übernimmt und das gewagte Unternehmen leitet. Beide Frauen ahnen nicht, dass ihre Reise insgesamt vier Jahre dauern wird. Doch Aufgeben kommt nicht infrage: „Never give up!“
Körperliche Höchstleistungen mit Todesverachtung
„Nyad“ ist eine Geschichte über einen unmäßigen Willen, Mut, Bestimmung, Abenteuerlust und die Fähigkeit, den eigenen Körper an seine Grenzen zu führen. 177 Kilometer durch offenes Meer zu schwimmen ist eine Leistung, die man gar nicht hoch genug anrechnen kann. Eine wahre Geschichte zudem: Diana Nyad war 2013 im Alter von 64 Jahren der erste Mensch, der von Kuba nach Florida schwamm – in 53 Stunden ohne Hai-Käfig durch eine der gefährlichsten Meerengen der Welt.
Die Regisseure Elizabeth Chai Vasarhelyi und Jimmy Chin hatte bereits 2015 mit „Meru“ (über die Erstbesteigung des gleichnamigen Berges) und 2018 in dem Dokumentarfilm „Free Solo“ (über den Free-Climber Alex Honnold) die Bedingungen für körperliche Höchstleistungen erkundet, die auch immer mit einer gewissen Todesverachtung einhergehen. Von dort bis zu Diana Nyad war es für ihr Spielfilmdebüt dann nicht mehr weit.
Zunächst schildern sie Nyad, wundervoll kantig dargestellt von Annette Bening, als herablassende, ichbezogene, aber durchaus humorvolle Narzisstin, die sich stets in den Vordergrund schiebt und alles besser weiß. Die Zusammenarbeit mit anderen muss sie erst noch lernen. Jodie Foster spielt, nicht minder bewunderungswürdig, die treue Freundin Bonnie, die Dianas komplizierten Charakter zu nehmen weiß und sachlich-geerdet die Mission leitet. Im Kino die Freundschaft zweier lesbischer Frauen (die aber seit ihrer Jugend nicht mehr zusammen sind) schon lange nicht mehr so überzeugend dargestellt worden.
Gefahren im Meer
Sobald sich der Film ins Meer begibt, stehen die körperlichen Gefahren und vielleicht sogar die Brutalität des Unterfangens im Vordergrund. Nach einer unschönen Begegnung mit einer Qualle quillt Dianas Gesicht förmlich auf; Sonne, Meersalz und die Wellen zeichnen ihren Körper. Bei späteren Versuchen trägt sie zum Schutz gegen die Meerestiere eine weiße Plastikmaske fürs Gesicht und einen Ganzkörperanzug, so dass sie wie das Amphibienwesen aus Guillermo del Toros „Shape of Water“ aussieht. Die körperliche Anstrengung und ihre Folgen sind so stets zu spüren.
Gelegentlich ziehen die Regisseure die Spannungsschraube an, etwa wenn ein Hai heranschwimmt und ausgerechnet in diesem Moment die elektrische Hai-Abwehr versagt. Doch „Nyad“ ist kein Thriller, sondern das Porträt einer Frau, die über sich hinauswächst und dabei die Hilfe anderer braucht. Auch wenn Diana Nyad allein geschwommen ist, hätte sie es ohne ihr Team niemals geschafft.