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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
2018 kam mit „Wir sind Champions“ von Javier Fesser eine Komödie in die deutschen Kinos, in der ein spanischer Basketball-Trainer vom Gericht dazu verdonnert wurde, eine Mannschaft von geistig behinderten Spielern zu trainieren. Nun also das Hollywood-Remake, inszeniert von Bobby Farrelly, mit einem bekannten Star in der Hauptrolle, nämlich Woody Harrelson. Harrelson spielt Marcus, einen Co-Trainer der Basketball-Minor-League, der viel lieber in der NBA das Sagen hätte. Doch davon ist er noch vier Klassen entfernt. Der Zuschauer lernt ihn zunächst als arroganten, sturen und besserwisserischen Mistkerl kennen, der sich ständig mit seinem Cheftrainer anlegt. Marcus ist so von sich eingenommen, dass er nicht einmal verstehen kann, warum sein letzter One-Night-Stand, Alex (Kaitlin Olson), auf ein Wiedersehen pfeift.
Als es bei einem Spiel vor laufenden Kameras zu Handgreiflichkeiten mit dem Cheftrainer kommt, wird er von der strengen Richterin zu 90 Tagen Sozialdienst verdonnert. Sozialdienst – das bedeutet, dass er die „Friends“, ein Basketballteam mit jungen, geistig behinderten Spielern, trainieren soll. Ziel ist der Gewinn der nordamerikanischen Ausscheidung für die Paralympics. Marcus fehlt zunächst jegliche Empathie für seine Schützlinge. „Tut mir leid, das ist alles neu für mich“, sagt er der Schwester von Johnny, der das Down-Syndrom hat. Die Schwester ist übrigens Alex, der One-Night-Stand vom Beginn des Films, und darum ahnt man als Zuschauer, dass es hier um zweite Chancen geht. Die Spieler überraschen Marcus mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Zuneigung. So nimmt es nicht Wunder, dass Marcus mehr und mehr Spaß beim Training hat und die „Friends“ immer besser werden.
Erziehung des Herzens im Vordergrund
Bobby Farrelly drehte zusammen mit seinem Bruder Peter Komödien wie „Dumm und dümmer“ und „Verrückt nach Mary“, deren Humor nicht gerade feinsinnig war und mitunter auch auf Kosten von Minderheiten ging. Hier führte er nun zum ersten Mal allein Regie. Sein Interesse gilt vor allem der Hauptfigur und ihrer Entwicklung. Während das spanische Original noch mehr den Zusammenprall konträrer Lebenswelten, das unterschiedliche Verständnis von sportlichem Erfolg sowie Vorurteile und Einfühlungsvermögen betonte, steht hier Marcus’ Erziehung des Herzens im Vordergrund, die unterschiedlichen Behinderungen der Spieler dienen ihm als Herausforderung und Bewährung.
In einer frühen Szene klärt der Leiter des Rehabilitationszentrums, dargestellt von Cheech Marin, Marcus über das Privatleben der Teammitglieder auf. Während er im Voiceover spricht, sehen wir kurze Episoden aus ihrem Heim oder ihrem Job. Ein wenig oberflächlich und unaufmerksam sind diese Vignetten geraten, doch im Laufe des Films gewinnen einige Teammitglieder durchaus Profil, natürlich Johnny, der die Dinge sprachlich oft auf den Punkt bringt, Cosentino, das forsche Mädchen mit Down-Syndrom, das die Mitspieler gekonnt zu motivieren weiß, und der junge Mann, der dem Korb stets den Rücken zuwendet und blindlings über Kopf versucht, ihn zu treffen.
Die Spieler holen sich die Aufmerksamkeit zurück
Farrelly macht sich dabei nie über die Behinderten lustig. Sie sind komisch, weil sie komische Dinge tun oder komische Dinge sagen. Am Schluss folgt „Champions“ den Konventionen des Sportfilms: ein hoher Rückstand muss aufgeholt werden, eine strenge Kabinenansprache soll die Spieler noch einmal motivieren. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Jeder Einzelne hat so gut gespielt, wie er konnte, allen hat es Spaß gemacht. Und so holen sich die zehn behinderten Spieler die Aufmerksamkeit zurück, die Farrelly zwischenzeitlich anderswo platziert hatte.