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Filmplakat von Catch the Fair One

Catch the Fair One

85 min | Thriller, Mystery
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Kaylee (Kali Reis) war in ihrer Blütezeit eine der explosivsten Boxerinnen im Ring. Die amerikanische Ureinwohnerin war nicht nur wegen ihrer Gewalttätigkeit gefürchtet, sondern auch wegen der Disziplin, die sie sich im Laufe der Jahre angeeignet hatte und die ihr ein Know-how und eine Technik verlieh, die für ihre Gegnerinnen unüberwindbar war und sie zur Weltmeisterin in ihrer Gewichtsklasse machte. Doch jetzt, im Ruhestand, steht sie vor dem gefährlichsten und wichtigsten Kampf ihres Lebens: Sie muss sich in eine gefährliche Menschenhändlerbande einschleusen, um die Entführer ihrer Schwester aufzuspüren und in der Befehlskette aufzusteigen, um den Verantwortlichen zu finden.

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Filmkritik

Hände werden bandagiert und getapet. Die Vorbereitungen auf einen Boxkampf haben etwas von einem Ritual. Kaylee (Kali Reis) befolgt die pfeilschnellen Kommandos ihrer Trainerin Brick (Shelly Vincent) und übersetzt sie in einen Rhythmus aus Schlägen. Der Lärm des Boxrings dringt durch die Tür, in deren Rahmen sich die Athletin wie zum Gebet niederkniet. Dann folgt ein Schnitt wie ein Faustschlag, und Kaylee schlägt auf den Brettern der Welt auf. Blut läuft aus ihrem Mundwinkel. Es dauert einen Moment, bis man realisiert, dass sie im Bett liegt, in einem Schlafsaal voller Frauen. So brutal lässt sich im Film ein sozialer Sturz durch die eigene Existenz erzählen; dafür braucht es keine Worte.

Ein Kampf auf Leben und Tod

Ohnehin ist „Catch the Fair One“ von Josef Kubota Wladyka ein schweigsamer Film, der nicht nur aufgrund seiner Prämisse an das elegisch-rohe Drama „Blue Ruin“ von Jeremy Saulnier erinnert. Doch während sich die Hauptfigur dort in einem Wartezustand befindet, bis Jagd und Rache beginnen können, bereitet sich Kaylee auf ihren Kampf um Leben und Tod mit hartem Training vor. Ihre kleine Schwester Weeta (Mainaku Borrero) ist einem Menschenhändlerring in die Hände gefallen, der bevorzugt indigene Frauen in die Zwangsprostitution zwingt. Nach langer schmerzhafter Suche hat die Boxerin endlich einen Weg gefunden, sich in die unmenschliche Organisation einzuschleusen – als neues Mädchen, mit dem der männliche Hunger nach kontrollierbarem Fleisch gestillt werden kann.

Auf den Sturz durch die sozialen Netze, die in den USA sowieso kaum tragen, vor allem wenn man als indigene Frau für die Mehrheitsgesellschaft ohnehin unsichtbar ist, folgt der freie Fall in die grausame Banalität des Bösen. „Catch the Fair One“ zeigt die Schattenökonomie der käuflichen Befriedigung als armselig-widerliche Leere, in der das Geld vor allem nach oben fließt. Die Handlanger und Menschenhändler müssen sich selbst durch den Bodensatz eines misogynen, rassistischen Sozialdarwinismus kämpfen – was nichts entschuldigt. Der harsche Realismus gehört jedenfalls zu den großen Stärken dieses ansonsten stringenten und ziemlich klassischen Rachethrillers, der die Sonne aussperrt: The World is a Vampire.

Ein knackiger Faustschlag

Die Körperlichkeit, der Schmerz der Gewalt und die Einsamkeit der Trauer werden dabei in schnörkellose Bilder übersetzt, die sich häufig durch Engstellen – Türen, Treppen, schmutzige Motelzimmer – drängen. Kein Spektakel der Rache. Alles, was bleibt, ist der Schmerz. Doch wo „Blue Ruin“ sich Zeit für eine Dauer und die Verwandlung der Hauptfigur nimmt, die in einen Abgrund starrt, der unausweichlich zurückstarrt, will „Catch the Fair One“ dem filmischen Handwerk kaum etwas hinzufügen. Recht schnell springt der Film von Rachestation zu Rachestation. In Anbetracht der kurzen Laufzeit von 85 Minuten lässt sich das in der Tat mit einem knackigen Faustschlag vergleichen.

Der Anspruch, über die Genre-Mechanik hinaus auf die sozialen Missstände und den Rassismus hinzuweisen, dem sich die indigene Bevölkerung tagtäglich ausgesetzt sieht, ist allerdings jederzeit spürbar. Allen voran in Gestalt der Hauptdarstellerin Kali Reis, die selbst eine Profiboxerin ist, dem Stamm der Seaconke Wampanoag angehört und die Story zu „Catch the Fair One“ beigesteuert hat. Ihr geht es um die soziale Unsichtbarkeit. Viele interessieren sich nur für die Folklore der Natives, während die Menschen dahinter weiterhin missachten werden. Tagtäglich verschwinden indigene Frauen in den Weiten dieses großen Landes. Frauen, deren Namen niemand kennt und für deren Schicksal sich niemand interessiert.

Ohne das Pathos einer Gegenwelt

Daher ist es auch nur folgerichtig, dass Kaylee sich nicht zur Kampfmaschine aufschwingt. Sie entdeckt, dass die Zahnräder dieses Menschenfressers viel, viel tiefer und vor allem höher, in die Schicht der Reichen und Schönen, reichen. Von Anfang an befindet sich die traumatisierte Frau inmitten von Treibsand. Dieser Fatalismus der Handlung ist erschütternd und filmisch überzeugend umgesetzt. Dennoch verharrt „Catch the Fair One“ letztlich doch auf bekannten Genrepfaden, wenngleich diese ohne das Pathos einer gerechten Gegengewalt auskommt.

Erschienen auf filmdienst.deCatch the Fair OneVon: Sebastian Seidler (28.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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