- RegieAndreas Fröhlich, Wilm Huygen
- ProduktionsländerDeutschland
- Dauer89 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- AltersfreigabeFSK 12
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Menschen außerhalb der Region zwischen Bonn und Düsseldorf wird der Name Brings nicht viel sagen. Dabei sah es einmal so aus, als könnte die Band um die Brüder Peter und Stephan Brings ganz groß rauskommen. Als eine Art kölsche Antwort auf Nirvana. Nachdem die Gruppe es zunächst ohne Erfolg mit englischen Texten versucht hatte, entschied sie sich, fortan in Mundart zu singen. BAP hatte es ja vorgemacht, dass man mit Kölsch-Rock auch erfolgreich sein konnte.
Brings ergatterte einen Vertrag bei einem Major-Label, die ersten beiden Alben verkauften sich gut und bald gastierte die Band auf großen Festivals oder spielte als Vorgruppe internationaler Rockstars in Stadien. Und da der Sänger Peter Brings mit Wallemähne gerne in knappen Lederhosen und mit blankem Oberkörper auftrat und den Titel „Schönster Rocksänger Deutschlands“ verliehen bekam, flogen ihnen die Herzen vieler weiblicher Fans zu. Doch nach der dritten LP, die 1993 erschien, endete der Höhenflug. Die Verkaufszahlen waren bescheiden und bei der anschließenden Tour mussten mehrere Konzerte abgesagt werden, weil zu wenig Tickets verkauft wurden. Doch Brings gab nicht auf; die Band existiert noch immer. Anlässlich des 30. Geburtstags zeichnet die Dokumentation „Brings“ die Geschichte der Formation nach.
Vom Leben nach dem Erfolg
Da die fünf Bandmitglieder sehr offen über sich und ihre Geschichte(n) sprechen, nimmt sich das Porträt fast intim aus. So erzählt Peter Brings von seinen Abstürzen, als die Erfolge ausblieben, und spricht über seine Alkohol- und Kokainsucht. Sein Bruder Stephan und Schlagzeuger Christian Blüm erinnern sich, wie sie ihren Frontmann vor Konzerten öfter aus Kneipen holen mussten oder ihn auch schon mal im Keller einschlossen, damit er nicht verschwand. Doch auch ohne den großen Erfolg wollten die Brötchen schließlich verdient werden. Die Musiker hatten inzwischen Familien und fühlten sich für ihre Crew mitverantwortlich.
Zu den eher lustigen Anekdoten gehört, wie die Musiker lange überlegen mussten, ob sie den neuen Drummer Blüm wirklich in die Band aufnehmen sollten. Schließlich ist er der Sohn des langjährigen Arbeitsministers Norbert Blüm. Der Filius eines berühmten CDU-Politikers in einer Band, deren Mitglieder sich als dezidiert links verstanden? Konnte das gutgehen? Sie entschieden sich für Blüm, auf dessen Rhythmen sie seit 1994 bauen.
Ein Potpourri aus Ohrwürmern
Zur Mitte des Films kommt die zweite Karriere der Band ins Spiel. Nach den eher mageren Jahren ließ sich Brings überreden, im Karneval aufzutreten. „Damit hatten wir eigentlich absolut nichts am Hut“, erinnert sich Stephan Brings. Doch als junge Wilde kamen sie mit ihrem Hit „Superjeilezick“ bestens; seitdem gehört Brings zum festen Bestandteil des närrischen Treibens in Köln.
Vom 11.11. bis Aschermittwoch hetzen sie nahezu jeden Abend von einem Auftritt zum nächsten und geben ein Potpourri aus ihren Ohrwürmern zum Besten. Der Karneval ist seit einem Jahrzehnt die Haupteinnahmequelle der Formation, die sich dennoch als Rockband versteht.
Die Songs werden nicht untertitelt
Neben den Musikern kommen auch ehemalige Weggefährten und Prominente wie die Kabarettistin Carolin Kebekus oder der Rapper Eko Fresh zu Wort. Dazu addiert sich eine Fülle an teils privatem Archivmaterial, Szenen aus Proberäumen und Tonstudios und zahlreiche Sequenzen von Bühnenauftritten aus dreißig Jahren. Der vermutlich kurioseste fand 2020 statt, als die Band in der Corona-Pandemie in einem Autokino auftrat und ihre Darbietungen mit Licht- und Hupsignalen gefeiert wurden.
Die Dokumentation „Brings“ basiert auf Material, das die Filmemacher Andreas Fröhlich und Wilm Huygen für eine Fernsehdokumentation zusammengetragen haben. Wie viele andere Musiker-Porträts richtet sich der Film in erster Linie an eingefleischte Fans, zumal eine Untertitelung der mundartlichen Songtexte unterbleibt. Dass die Dokumentation kurz vor der Eröffnung der Karnevalssession am 11.11. ins Kino kommt, dürfte auch kein Zufall sein.