Bigfoot Junior - Ein tierisch verrückter Familientrip
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Filmkritik
Adam hat es wahrlich nicht leicht. Da findet der in der Schule wenig beachtete Teenager in „Bigfoot Junior“ (2017) endlich seinen Vater, der sich im Wald versteckte, weil er als Bigfoot von einer Pharmafirma gejagt wurde; das Böse wird besiegt und die Familie ist endlich wiedervereint. Doch dann treibt der Ruhm, der seinem Vater in der Öffentlichkeit zuteilwird, erneut einen Keil zwischen sie. Der Vater wird durch Talkshows gejagt, soll als Merchandise-Ikone dienen und glänzt zu Hause eher durch Abwesenheit. Noch schlimmer wird es, als sich Bigfoot entschließt, seinen Ruhm für eine Protestaktion gegen ein Ölabbauvorhaben in Alaska zu nutzen.
Dort verspricht das Unternehmen „Xtrakt Oil“, dank seiner neuen „Clean Oil Technologie“ keinerlei ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Ein dicker Zaun, bewaffnete Wachposten und über dem Gelände kreisende Drohnen deuten jedoch an, dass etwas anderes im Schilde geführt wird.
Bigfoot hat zunächst durchaus Erfolg und mobilisiert durch seine Popularität immer mehr Menschen für den Protest, bis er irgendwann aber spurlos verschwindet. Deshalb machen sich Adam, seine Mutter sowie Bär Wilbur und Waschbär Trapper (die samt einigen anderen Tieren Teil der Familie sind) auf in den Norden, um den Vater zu finden.
Proökologisch und kapitalismuskritisch
„Bigfoot Junior – Ein tierisch verrückter Familientrip“, wie der Nachfolger jetzt heißt, legt im Gegensatz zum Erstling mit einem ordentlichen Tempo los. Die Ereignisse des ersten Films, Charaktere, Fähigkeiten, äußere Kennzeichen, etwa dichte Haarpracht, empfindliches Gehör, die Gabe, mit Tieren sprechen zu können oder extreme Geschwindigkeit – werden binnen weniger Szenen abgehakt. Schon nach 20 Minuten verlagert sich das Geschehen vom Haus der Familie in die wunderschöne Landschaft des Nordwestens der USA, wo das Abenteuer seinen Lauf nimmt.
Positiv fällt dabei nicht nur die Reduktion der Nebenfiguren auf – viele Tiere, die den Erstling noch überladen hatten, bleiben zuhause –, sondern auch die klare Kontur der Gegenspieler respektive das, wofür sie stehen. Wo im Vorgänger das Pharmaunternehmen, das durch den Bigfoot an ein Haarwachstumsmittel gelangen wollte, sich nur durch seine Ruchlosigkeit als böse erwies, bemüht sich der Film diesmal um eine klare proökologische und kapitalismuskritische Botschaft. „Xtrakt Oil“ ist eines jener Unternehmen, die an der Oberfläche ein Saubermann-Image pflegen und mit Bildern von idyllisch-unberührten Landschaften „Wir kümmern uns um unsere Umwelt“ versprechen, hinter deren Fassade aber ausschließlich der Profitgier huldigen.
Verzeihbare Widersprüche
Dass das wenig subtil geschieht und sich der Film dabei auch den ein oder anderen Widerspruch leistet – während der 1000 Meilen langen Autofahrt nach Alaska häuft Adams Mutter einen wahren Berg an Einweg-Kaffeebechern an, was zwar witzig, aber auch nicht gerade umweltbewusst ist –, verzeiht man dem Film leicht angesichts seiner liebenswerten Figuren, des hohen Tempos und seiner grundlegend positiven Attitüde. Um aus der Fülle der Animationsfilme hinauszuragen, reicht das allerdings nicht aus; mit „Everest – Ein Yeti will hoch hinaus“ oder „Mr. Link“ gab es in jüngerer Vergangenheit gleich zwei Filme mit ebenfalls mystisch-anthropomorphen Hauptfiguren zu sehen, die inhaltlich, emotional und humoristisch, auch aber tricktechnisch überzeugender ausfielen. Denn „Bigfoot Junior 2“ touchiert immer wieder den Uncanny-Valley-Effekt: Das Gesicht von Adam und das seines Vaters sollen realistisch wirken, sehe aber gerade deshalb umso artifizieller aus.
Dennoch ist den Regisseuren Jérémie Degruson und Ben Stassen sowie ihrem Team mit „Bigfoot Junior – Ein tierisch verrückter Familientrip“ eine deutliche Steigerung im Vergleich zum weitgehend generischen Vorgänger gelungen. Der Film wirkt erzählerisch fokussierter und thematisch weit relevanter als die eher banale Coming-of-Age-Geschichte des Erstlings.