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Filmkritik
Die Biene Maja kann es einfach nicht erwarten, dass der Frühling kommt. Doch anstatt der Sonne und den Temperaturen ihren Lauf zu lassen, will die tatendurstige Biene den Sonnenschein jetzt sofort spüren! Dafür zerrt sie ihren besten Freund Willi aus dem gemütlichen Bett und zieht los, die Babys der Glühwürmchen zu wecken. Das kann nur in ziemlichem Durcheinander enden.
Im dritten computeranimierten Kinofilm um die Protagonistin aus der Feder von Waldemar Bonsels ist die Titelfigur immer noch so energetisch-forsch, aber etwas weniger kindlich als in der animierten Fernsehserie aus den 1970er-Jahren. Unter der Regie von Noel Cleary und Alexs Stadermann erinnert sie eher an einen nassforschen Teenager, vielleicht ohne Hormonstürme, aber dickköpfig und hartnäckig, jedoch auch verantwortungsbewusst und ein wenig egozentrisch.
Als Willi und Maja nämlich nach der von ihnen angerichteten Katastrophe zur Arbeit in die Klatschmohnwiese geschickt werden, steht die Drohung im Raum, dass man die beiden in Zukunft voneinander trennen werde, ihrer engen Freundschaft zum Trotz. Nur ein außergewöhnliches Ereignis könne sie noch umstimmen, kündigt die Königin an, was den weiteren Verlauf der Geschichte schon recht genau avisiert.
Vielleicht etwas zu einfach
Eher zufällig stolpern die beiden Jungbienen über einen verletzten Ameisenboten, der ein königliches Ei zu seiner Heimatsiedlung bringen soll. Sie nehmen ihm Last und Verantwortung ab, müssen dann aber das frisch geschlüpfte Ameisenprinzessinnenbaby beschützen und die niedliche Smoosh vor einer Knallkäfer-Truppe bewahren, die ihr schon auf den Fersen ist.
Die Reise führt die Bienen, Smoosh und zwei tolpatschige Ameisen-Kadetten weit weg von ihrer heimischen Wiese. Das ist in aktuellen Fernsehserien für Kinder nicht ungewöhnlich. So schickte „Shaun das Schaf – Der Kinofilm“ die Hauptfiguren sogar in die unbekannte Stadt, weil man für knapp 90 Minuten etwas mehr Aufregung und Spannung braucht als für die kurzen Episoden auf der heimischen Farm.
Nach „Die Biene Maja – Der Kinofilm“ und „Die Biene Maja – Die Honigspiele“ trifft dieses Schicksal jetzt auch die kleine freche Biene Maja. Das funktioniert aus der Dynamik der Figuren heraus eine Weile ganz gut: Maja ist nicht nur entschlussfreudig, sondern eben auch stets hilfsbereit. Und Willi, wie eh und je ein Zauderer, macht dann doch immer mit. Er erhält in dieser Geschichte sogar ein paar neue Facetten. Nachdem Smoosh geschlüpft ist, lässt sie sich nur von Willi wirklich beruhigen und versorgen; der Ersatzvater wider Willen gibt Maja dann sogar Widerworte, als ihm die Lage allzu hoffnungslos erscheint. „Och Maja, wir müssen uns doch nicht immer um alles kümmern“, beschwert er sich anfangs leicht resignierend, ehe er zwischendurch dann zu härterem Vokabular greift.
Die Knallkäfer Bombulus und Rumba
An der Grundkonstellation zwischen Willi und Maja ändert das freilich nichts. Es darf sich ja auch nicht zu viel ändern. Das dramaturgische Grundproblem solcher Adaptionen und Filmreihen mit etablierten Figuren besteht immer darin, dass im Kern alles so bleiben muss, wie es ist. „Die Biene Maja – Das geheime Königreich“ macht da keine Ausnahme; der Film ist da alles andere als mutig oder rahmensprengend. Stattdessen wirkt die Handlung oft so, als sei sie am Reißbrett entstanden. Alles ist ein wenig zu gradlinig, um wirklich zu überraschen; die Wendungen, Krisen wie Erfolge, wirken eher zufällig und sind nicht durch Anstrengung und Entwicklung motiviert. Immerhin ist der Film so selbstreflexiv, dass er eine Figur das auch aussprechen lässt: „Das war ja einfach.“ – „Wenn du mich fragst, etwas zu einfach. Aber mich fragt ja niemand.“
Willis Beschwerden sind zudem der einzige bedeutsame emotionale Konflikt, den sich der Film leistet, weshalb er in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrt. Die Konfrontation zwischen den Knallkäfern und den Ameisen wird (das ist immerhin eine witzige Idee) durch eine gegenseitige Kitzelattacke aufgelöst – aber so richtig funktioniert das nur, weil beide gegen einen gemeinsamen Gegner geeint werden. Die emotionale Entwicklung des Knallkäfer-Bosses Bombulus und seiner Schwester Rumba wirkt auch etwas sehr schlicht.
Eine hübsch bekloppte Idee
Diese sehr oberflächlichen und repetitiven Strukturen sind der Grund, warum die Künstlichkeit der narrativen Konstruktion schon beim ersten Sehen spürbar durchbricht; nichts an der Geschichte von „Die Biene Maja – Das geheime Königreich“ fühlt sich organisch oder bedeutungsvoll an, alles wirkt konstruiert und ein wenig belanglos. Das ist schade, weil die bewusst auf klare Formen reduzierte Animation durchaus ansehnlich ist und es einige filmische Anspielungen gibt, die etwas mehr Raum verdient hätten. Auch ist die gemeinsame Kraftanstrengung von Käfern und Ameisen am Schluss eine so hübsch bekloppte Idee, dass man sich unbedingt mehr von dieser Anarchie gewünscht hätte. Aber womöglich ist das zu viel verlangt von Filmfiguren, die zum Leben in einer ewig wohlwollenden Monarchie verdammt sind.