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Filmkritik
Frank Balzer hat sich als Elitesoldat im Nahen Osten viele Meriten verdient, ist aber an seinen Erlebnissen zerbrochen. Die Albträume, die ihn nachts quälen, kann er nur durch Alkohol in Schach halten. Von seiner Familie wird er schon länger nicht mehr aufgefangen; seine Frau Claudia und seine kleine Tochter Lilly wohnen weit entfernt. Da zeichnet sich am Horizont ein Hoffnungsschimmer ab: Erstmals seit der Trennung darf Lilly ihn für einige Tage in der Provinz in Brandenburg besuchen. Frank muss nur pünktlich in Berlin am Hauptbahnhof erscheinen, um seine Tochter in Empfang zu nehmen. Doch auf dem Weg dorthin lässt er sich dazu hinreißen, an einer Tankstelle den sympathischen Andreas im Auto mitzunehmen. Der so kumpelhaft wirkende Mann entpuppt sich als IS-Terrorist, der eine Polizeikontrolle in ein blutiges Gemetzel verwandelt. Frank ahnt nicht, dass ihn der Beifahrer in der Hand hat, weiß dieser doch um Claudia und Lilly; er kennt sogar ihre Platzreservierungen im ICE. Und er hat eine Bombe, die er mit nach Berlin nimmt und die im Hauptbahnhof möglichst viele Opfer in den Tod reißen soll. Der Zufall spielt in Ken Dukens Regiedebüt eine tragende (Neben-)Rolle, fast wie im richtigen Leben. Was wäre, wenn Frank den Tramper an der Tankstelle einfach abgewiesen hätte? Das wäre auch naheliegender gewesen, angesichts der von Duken so eigenbrötlerisch wie kontaktscheu gespielten Figur. Die Frage nach der dramaturgischen Stimmigkeit, die sich im echten Leben nie stellt, ist im Thriller indes immens wichtig. Sie taucht hier noch einige Male auf; was schade ist, da „Berlin Falling“ zu den wenigen Genrefilmen aus Deutschland gehört, die es ins Kino schaffen. Geschickterweise hält Drehbuchautor Christoph Mille die Polizei aus dem Geschehen heraus und umschifft damit jene Klippe, die beim deutschen Spannungsfilm fast immer einen Fernsehkrimi nach sich zieht. Auch thematisch gibt sich „Berlin Falling“ leinwandkompatibel. So häufig Terror im Dunstkreis des IS im Fernsehen auch schon eine Rolle gespielt haben mag, im (deutschen) Kino wurde er noch kaum thematisiert. Kameramann Ngo The Chau und Komponist Kriton Klingler-Ioannides sparen nicht mit kinoaffinen Reizen, was ihnen überzeugender gelingt als der Inszenierung selbst, die, vielleicht wegen eines knappen Budgets, nach verheißungsvollem Beginn dramaturgisch mit angezogener Handbremse Richtung Road Movie und Kammerspiel schwenkt. Action und Gewalt als Regulativ finden eher in der Fantasie der Zuschauer statt. Dabei hätten die beiden glaubwürdig agierenden Hauptdarsteller durchaus eindrücklichere Schockmomente als emotionale Kristallisationspunkte gebraucht, etwa so, wie sie in Hollywood oder im skandinavischen Genrekino eine solide Handlung in intensives Actionkino verwandeln.