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Filmplakat von Before sunset

Before sunset

77 min | Drama, Lovestory | FSK 0
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Céline und Jesse treffen sich zufällig in Wien und beschließen, sich in sechs Monaten genau dort wiederzusehen. Dazu kommt es nie. Zehn Jahre später sehen sie sich zufällig in Paris wieder. (aga)

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Filmkritik

Die Regel heißt, dass bei Sequels die ursprüngliche Story zumeist verblasst. Gleichwohl gibt es immer wieder Ausnahmen, wie „Before Sunset“ beweist. Es ist die Fortsetzung eines eher bescheidenen Stoffs aus den 1990er-Jahren, dessen Reanimation man nicht unbedingt erwartet hätte. Und dennoch ist es erholsam, einen Film zu sehen, der sich nicht aufplustert und seine Figuren statt Sex ausufernde Gespräche zelebrieren lässt. Denn seinen Charme bezieht „Before Sunset“ gerade nicht aus einer Steigerung der Effekte, sondern aus dem einfachen Versuch, seine Protagonisten noch einmal zu Wort kommen zu lassen. In groben Zügen verlief deren erste Begegnung so: Jesse kam aus Texas. Céline studierte in Paris, beide waren per Interrail unterwegs. Sie begegneten sich im Zug nach Wien und verbrachten in der Stadt eine einzige Nacht zusammen. Sie redeten über das, was 20- Jährige bewegt, schliefen miteinander kurz vor Sonnenaufgang in einem Park und trennten sich am nächsten Morgen. Bevor jeder seinen Weg ging, versprachen sie sich, in sechs Monaten ein Wiedersehen in Wien zu feiern. Ob sie es getan hatten, wusste man bisher nicht, denn Richard Linklater ließ seinen Film „Before Sunrise“ (fd 31 270) vor zehn Jahren an dieser Stelle enden. Nun kommt nach Linklaters letztem Film „School of Rock“ (fd 36 354) eine Fortsetzung der unspektakulären Liebesromanze ins Kino. „Before Sunset“ gibt dem unentschiedenen Paar eine zweite Chance und lässt es diesmal in Paris zufällig aufeinander treffen. Natürlich reden sie auch über ihr damaliges Versprechen, denn „an dieser Frage entscheidet sich, ob man Romantiker ist oder Zyniker“, wie Jesse meint. Er wartete vergeblich einige Tage auf sie. Céline war verhindert wegen der Beerdigung ihrer Großmutter. Jesse nimmt diese Antwort hin, und scheinbar mühelos machen sie dort weiter, wo sie 1994 aufgehört hatten.

Sie spazieren gemächlich durch die Stadt, reden über die Illusionen der Jugend und die Vorteile des Älterwerdens, die Liebe und das Universum. Bald beginnt man, Jesse und Céline, besser: Ethan und Julie, wie zwei alte Freunde zu betrachten. Man freut sich über jede ihrer Falten, legen sie doch Zeugnis ab, dass auch Kinohelden älter werden. Jesse ist inzwischen verheiratet, Vater eines Sohns und erfolgreicher Schriftsteller. Céline arbeitet bei einer Umweltorganisation. Ihr Wiedersehen war nur möglich, weil Jesse ein Buch über jene Nacht in Wien geschrieben hat und gerade auf Lesetour in Europa ist. In der legendären Pariser Buchhandlung „Shakespeare & Company“ kreuzen sich also ihre Blicke zum zweiten Mal, und es braucht gerade mal 80 Minuten, um die alten Gefühle wieder aufleben zu lassen. Dann geht Jesses Flieger, und wieder stellt sich die Frage, ob diese Begegnung länger dauern wird als nur einen flüchtigen Tag.

Linklater ging lange mit der Idee einer Fortsetzung schwanger. Obwohl „Before Sunrise“ das Zwölffache seines Budgets eingespielt hatte, war es diesmal ein mühsames Unterfangen, einen Produzenten zu finden. Deshalb wurde die Fortsetzung in nur 15 Tagen gedreht, mit einem noch kleineren Budget als damals. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit zwischen Linklater und den beiden Hauptdarstellern. Und so beeindruckt auch deren überzeugende Nähe zu den Figuren und die schlafwandlerische Sicherheit in einer Geschichte, die trotz aller Natürlichkeit arg konstruiert wirkt. Ethan Hawke und Julie Delpy sind zwar glaubwürdig, aber keine Figuren aus Fleisch und Blut. Der Film skizziert ihr Innenleben zu vage, als dass man Jesse und Céline wirklich nahe kommen könnte. So bleiben sie bis zum Schluss auch das verhinderte Liebespaar der Grunge-Generation – immer auf der Suche nach Gewissheiten, die ihnen die Welt von heute nicht mehr bieten kann. In ihren Gesichtern baut sich bisweilen ein Ausdruck auf, der den Wunsch signalisiert, sich gegen die eigene Lebensangst aufzulehnen; doch bevor er Kontur gewinnt, ist dieses Gefühl zerstoben.

Es gibt viele Spiegelungen und Echos zwischen den beiden Filmen. Erzählt wird ohne Gefühlsduselei und doch mit einem Hang zur romantischen Geste. Die Kehrseite der Vollkommenheit dieses kleinen intimen Films ist seine Traurigkeit und das Bewusstsein um die Vergänglichkeit allen Glücks. In keiner Stadt, so scheint es, lässt es sich besser vom Scheitern der Emotion erzählen als in Paris, in einer Stadt, in der die Magie der Liebe stets beschworen wird. Es bleibt abzuwarten, ob Linklater einen dritten Versuch der verpassten Liebe wagt, in zehn Jahren, wenn Jesse und Céline um die 40 sind. Dann könnte er endlich Abschied vom Gestern nehmen und seine Helden den Schritt ins Leben wagen lassen – wo auch immer.

Erschienen auf filmdienst.deBefore sunsetVon: Alexandra Wach (10.10.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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