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Filmkritik
Julie (Melissa Barrera) und Daniel (Guy Burnet) haben ein Faible für Vintage. Als das junge Paar bei einem Empfang von seinem ersten Date erzählt, erfährt man, dass sie früher in einem Antiquariat gearbeitet hat und er sich partout nicht von seiner in die Jahre gekommenen Uhr trennen will. Das zukünftige Eigenheim für die beiden und ihr noch ungeborenes Kind ist dementsprechend ein knarzendes altes Landhaus, das aber modern saniert wird. Als einer der Handwerker dort ein Armband findet, deutet sich allerdings an, dass sich das Vergangene nicht so leicht verdrängen lässt.
In ihrem Debüt „Bed Rest“ erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Lori Evans Taylor von der Unmöglichkeit, eine schmerzhafte Erfahrung mit einer heilen Gegenwart zu überdecken. Das gilt nicht nur für das Haus und sein dunkles Geheimnis um eine frühere Besitzerin, sondern auch für die werdenden Eltern, die nur scheinbar glückselig sind, tatsächlich aber immer noch damit kämpfen, dass ihr letztes Kind bei der Geburt verstorben ist. Die Abgründe offenbaren sich in „Bed Rest“ hinter einer bröckelnden Fassade, so wie hinter Julies vermeintlich sorglosem Auftreten immer deutlicher ein unverarbeitetes Trauma zum Vorschein kommt.
Der Gang ins Badezimmer
Das unsichtbare Band zwischen dem Haus und der Protagonistin spannt der Film durch einen Unfall noch enger. Nach einem Sturz wird die schwangere Julie von ihrem Arzt zu einer achtwöchigen Bettruhe verdonnert, bei der sie sich möglichst nicht aufregen soll. Jede unnötige Bewegung wird durch einen Greifer und einen direkt neben ihr platzierten Kühlschrank vermieden. Zur größten Attraktion in dieser Monotonie wird alle zwei Tage ein Gang zur Badewanne. „Bed Rest“ bleibt meist mit seiner Protagonistin in ihrem großzügigen Schlafzimmer, aus dem lediglich mal ein Blick aus dem Fenster oder zu den Bildern der Überwachungskamera führt.
Der Rückkehr des Verdrängten widmet sich Evans Taylor mit einem etwas schematischen, von vereinzelten Jump Scares flankiertem Haunted-House-Plot. Julie hört es hinter den Wänden flüstern und poltern, spürt eine Präsenz im Wandschrank und sieht einen fremden Jungen im Garten, der plötzlich wieder spurlos verschwunden ist. Während mit jeder Erscheinung die Anspannung der Schwangeren steigt, drängt sich zugleich die Frage auf, ob es im Haus wirklich spukt oder Julie eine Psychose durchlebt, wie sie es bereits nach dem Tod ihres ersten Kindes tat.
Wie eine unsichtbare Wand
In seinen besseren Momenten nutzt „Bed Rest“ diese uneindeutige Situation, um von den Zweifeln und Qualen einer werdenden Mutter zu erzählen. Die Isolation und Gefangenschaft setzt Julie ebenso zu wie die schleichende Angst, erneut ihr Kind zu verlieren. Sie ist unfähig, sich von der Erinnerung an ihren toten Sohn zu befreien und fühlt sich wie durch eine unsichtbare Wand von ihrem Mann getrennt, der zunehmend an ihrer geistigen Gesundheit zweifelt.
Mit der Zeit verlagert sich das persönliche Dilemma dabei zu einem kollektiven weiblichen Ringen mit Mutterschaft, das auch die Erfahrungen der von Julie kritisch beäugten Hebamme Delmy (Edie Inksetter) sowie der mysteriösen Vorbesitzerin einschließt. Der aktuellen Modeerscheinung des Horrorkinos folgend, das Grauen aus einem persönlichen Trauma zu entwickeln, findet „Bed Rest“ für diesen inneren Kampf, aber auch die Zerrissenheit zwischen traumatischer Vergangenheit und ungewisser Gegenwart eindrückliche Bilder.
Heimsuchung oder Realitätsverlust
Allerdings leidet der Film unter einer uninspirierten Geschichte und fremdelt ein wenig mit der für das Genre unverzichtbaren Spannungsdynamik. Solange unklar ist, ob es sich bei den Erscheinungen um Einbildung oder Wirklichkeit handelt, zögert die Inszenierung, sich entweder ganz auf die Gruseleffekte einer übersinnlichen Heimsuchung oder aber auf den drohenden Realitätsverlust seiner Heldin einzulassen.
Das Unheimliche kommt deshalb gerade im Mittelteil nur in homöopathischen Dosen zum Einsatz. Besonders die holprigen Momente, in denen Julie der kleine Junge erscheint, sind verschenkt. Als Inbegriff einer unheilvollen Vergangenheit wirkt das mahnende Kind in seiner Harmlosigkeit deplatziert.