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Filmkritik
Böse Wilderer schleichen nachts durch den südafrikanischen Busch und locken ein Rudel Löwen in die Falle. Sie knallen alle Löwinnen ab; nur ein riesiger Löwe entkommt. Der fängt an, seine Verwandtschaft zu rächen. Er zerlegt ein paar Wilderer und arme Menschen, die viel bluten. Damit sollen sich die Sympathien wohl gegen den unnatürlich aggressiven Löwen wenden. Das klappt aber nicht; das Mitgefühl gehört weiterhin dem Löwen.
Es gehört zu den Erzählmustern des „Creatur Horror“, dass das Tier, gegen das gekämpft wird, ein Monster ist, das ein furchterregendes Feindbild abgibt – weswegen meistens auf Spezies zurückgegriffen wird, die weder vom Aussterben bedroht noch süß anzusehen sind. Alligatoren eignen sich dazu, Spinnen, Haie und Schlangen sind okay. Diese Genre-Grundzüge kennt auch Regisseur Baltasar Kormákur, unterläuft sie aber, indem er zunächst die Löwen als Opfer einführt, um dann dem einen Löwen den Krieg zu erklären. Was vielleicht als interessanter Twist gemeint war, aber die emotionale Dynamik, auf die das Genre sonst setzt, sabotiert: Selbst wenn darauf verwiesen wird, dass der Löwe „verrückt“ geworden sei, fällt es schwer, nicht eher mit ihm als mit den Menschen zu sympathisieren, die ihn bekämpfen.
„Afrika“ aus der Schaufenster-Deko
Problem Eins von „Beast“ ist also Sympathielenkung. Schlimmer ist das zweite Problem in Gestalt von Idris Elba. Er spielt den US-amerikanischen Arzt Dr. Nate, der mit seinen beiden adoleszenten Töchtern in Südafrika unterwegs ist, um das Dorf zu besuchen, aus dem ihre verstorbene Frau bzw. Mutter kam. Die Töchter werfen dem Vater vor, dass er seine Frau nicht genug geliebt habe; er selbst glaubt das insgeheim auch. Das Palaver darüber zieht sich durch den ganzen Plot, egal wie wild die Action tobt.
Dadurch wird der psychologische Kontext aber kaum attraktiver, da das Vater-Töchter-Trio weder durch amüsante Dialoge noch durch sonstige Interaktionen besondere Anteilnahme wecken kann. Und Südafrika sieht in „Beast“ aus wie eine Schaufenster-Deko, die zertrampelt wird, sobald der Löwe loslegt. Der macht nämlich immer dort Jagd auf Menschen, wo die Protagonisten sich gerade aufhalten, weshalb sie ihm sehr schnell in die Quere kommen.
Da die Töchter wie der Vater im Angesicht der Bedrohung ausnehmend unklug reagieren, sitzen sie bald in ihrem Safari-Auto, auf dem der Löwe thront, während man sich als Zuschauer vor der Leinwand wundert. Das führt zu Problem Nummer Drei: Helden, denen man den Sieg nicht gönnt. Im Gegenteil: Je länger diese Familie in Panik herummarodiert, umso willkommener wäre eine frühe Niederlage.
Wie am Schnürchen
Stattdessen gibt es jedoch allerhand Naturerfahrung wie aus dem Reisekatalog, Rangeleien mit dem Monsterlöwen, eine Konfrontation mit mörderischen Wilderern und Technik, die versagt. Sehr glaubwürdig wird das alles nicht umgesetzt: Ein Löwe, der einen Trupp von zehn bewaffneten Männern binnen weniger Minuten zerfetzt und die Explosion eines Benzintanks überlebt, obwohl er sich direkt darüber befindet, schafft es trotz etlicher Versuche nicht, den guten Dr. Nate zu erlegen? Die Spannung hält sich entsprechend in Grenzen, denn wer in „Beast“ sterben wird und wer nicht, steht von Anfang an außer Frage. Was bleibt, sind Jump-Scares und CGI und visuelle Effekte, die immerhin halten, was ein Tierfilm an Tiererlebnis verspricht.