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Filmkritik
Familie kann eigentlich ganz schön sein. Zumindest, wenn der böse (Halb-)Bruder im Gefängnis sitzt, die Ehefrau gerade einen properen Sohn geboren hat und man selbst munter zwischen den Welten der Menschen und der Fischwesen hin und her kraulen kann. Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa) hat sich das Königtum in Atlantis allerdings spannender vorgestellt. In der Regel döst er in langen Sitzungen mit dem Unterwasserrat vor sich hin, wo niemand etwas mit seinen tollen Ideen anfangen kann. Mutter Atlanna (Nicole Kidman) und Stiefvater Nereus (Dolph Lundgren) genießen derweil das Rentendasein, während sich Ehefrau Mera (Amber Heard) mit dem Sohnemann inkognito in der Menschenwelt bei Arthurs leiblichem Vater Tom (Temuera Morrison) vergnügt.
Obwohl Aquaman als Halbblut den Zusammenschluss beider Welten vorantreiben würde, ist der Rat von Atlantis weiterhin strikt gegen diese Pläne. Derweil entwickeln sich grundlegendere Probleme. Über dem Wasser wüten die Folgen des Klimawandels und unter Wasser schmilzt der Eispanzer, der das legendäre siebente Königreich Necrus bannen soll. In ihm ist Kordax gefangen, der Tod und Teufel über Atlantis und den Rest der Welt bringen würde, wenn er aus seinem Gefängnis entkommen könnte.
Ein schwarzer Dreizack
Dass sowohl die Erderwärmung als auch die Befreiung von Kordax die Pläne eines weiteren Schergen sind, den es nach Rache und übermenschlicher Macht dürstet, ahnt zunächst nur das Publikum, insbesondere wenn es im ersten Teil "Aquaman" Zeuge von dessen tragischem Scheitern war, den Titelhelden zu töten. Was alle Fischwesen nämlich noch nicht wissen: David Kane alias Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) steht kurz davor, seinen von Aquaman getöteten Vater zu rächen, zumal er am Fuße der unterirdischen Eisdome von Necrus den schwarzen Dreizack gefunden hat, der ihn endgültig an die dunkle Seite der Macht bindet.
Es hat etwas Faszinierendes, wenn „Aquaman: Lost Kingdom“ nach enttäuschend schlecht choreografierten Kloppereien zwischen Aquaman und diversen Gegenspielern – ganz im Stil der albern-tumben Bud-Spencer-Terence-Hill-Filme – endlich in die monströse Welt im Eis abtaucht, die nur darauf wartet, Grauen zu verbreiten. Es sind nur wenige Minuten, die eine geheimnisvoll eisige Atmosphäre entwickeln; Regisseur James Wan deutet diese monströsen Welten im Eis aber nur kurz an, um die folgenden knapp zwei Stunden dann weitgehend herumzualbern.
Wenn, was in „Aquaman: Lost Kingdom“ häufig der Fall ist, dramaturgischer Stillstand droht, dann macht Aquaman entweder einen schlechten Witz oder seine Antagonisten sondern ebenso großkotzige wie nichtssagende Sprüche ab. „Aquaman: Lost Kingdom“ ist ein Film zum pausenlosen Kopfschütteln, entweder wegen der seichten Dialoge oder den hanebüchenen weltpolitischen Anspielungen, in denen man beispielsweise erfährt, wer wirklich für die rapide Verschlechterung des Weltklimas verantwortlich ist – nämlich nicht die Menschheit!
Erbärmliche Spezialeffekte
Wirklich erschreckend sind allerdings die erbärmlichen Spezialeffekte, die so wirken, als hätte eine künstliche Intelligenz nicht nur Drehbuch und Regie übernommen, sondern sich auch damit beschäftigt, Fotos der Hauptcharaktere als Bewegtbild zu animieren. Sobald die Handlung im Wasser spielt, scheint sie das Ergebnis schlecht gemachter Künstlichkeit zu sein. Im Vergleich zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) ist das Resultat hier eine echte Zumutung und verdirbt auch noch den letzten Spaß an den infantilen Witzeleien des Dialogbuchs.
So sehr sich Regisseur James Wan auf stimmige Horrorfilme versteht, so wenig kann er Superheldenfilme. Selbst das Verhältnis zwischen Aquaman und seinem Halbbruder König Orm (Patrick Wilson) besitzt weniger die tragische Tiefe des Thor-Loki-Geplänkels beim Comic-Konkurrenten Marvel, sondern eher etwas von den Spaß-Kabbeleien des Western-Duos Bud Spencer und Terence Hill. Von Familientragik fehlt hier jede Spur.