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Filmkritik
Bea hat ein dringendes Bedürfnis und hetzt in eines jener Cafés, wo die Pappbecher mit dem Vornamen beschriftet werden und der Toilettenschlüssel am Tresen abgeholt werden muss. Allerdings nur, wenn man vorher etwas konsumiert hat. In Ben findet sich ein freundlicher Mann, der gerade etwas bestellt und Bea behilflich ist, ihre „Lizenz zum Pinkeln“ zu erhalten. Die tollpatschige junge Frau simst schon vom Klo aus, was für ein toller Kerl ihr da aus der Patsche geholfen hat. Nachher spritzt sie sich vor lauter Aufregung die Jeanshose so nass, dass der Trockner zum Föhn wird, wenn sie aufs Waschbecken steigt.
Stundenlang spazieren gehen
So angestrengt klamottig beginnt die romantische Komödie „Wo die Lüge hinfällt“. Mit Ben und Bea haben sich zwei gefunden, die stundenlang spazieren gehen und in Bens Wohnung nebeneinander einschlafen, ohne intim geworden zu sein. Am Morgen schleicht sich Bea davon, und Ben erzählt seinem besten Freund später, dass er sich aus ihr nichts gemacht habe. Allerdings hört Bea, die aus schlechtem Gewissen gerade zurückgekommen ist, diesen Satz durch die offene Tür hindurch.
Dieses wenig originelle und dramaturgisch dünne Missverständnis dient als Prämisse für den Film. Denn sechs Monate später begegnen sich Bea und Ben wieder in einer Bar und hassen sich plötzlich abgrundtief. Dafür aber schickt sie das Drehbuch nach Australien zu einer Hochzeit, wo Beas Schwester und Bens Kindheitsfreundin eine pompös-neureiche Heirat planen. Damit die beiden nicht alle nerven, wird ein an den Haaren herbeigezogener Plan entwickelt, damit Ben und Bea doch noch ein Paar werden.
Über weite Strecken spielt der Film in Australien. Es hagelt langweilig schöne Bilder von Sydney, einer Prachtvilla, viel Meer und Strand und jede Menge durchtelefonierter „Wendungen“. So tauchen noch verflossene Lieben, peinliche Eltern oder ein blonder, tumber Surfer auf.
In den USA gab es ein „R“-Rating
Lachen muss man bei dieser am Reißbrett entworfenen „RomCom“ nie; dafür stimmt der Fremdschämfaktor. Hauptdarstellerin Sydney Sweeney rollt ständig mit den Augen, schmollt und chargiert. Ihr Kollege Glen Powell setzt auf seinen gestählten Bilderbuchkörper und spielt noch schlechter. Dafür sieht man ihn mehr ohne Kleidung als sie; in einer halbwegs erotischen Szene unter der Dusche ist der Film für US-amerikanische Verhältnisse immerhin nicht prüde. In den USA gab es wegen „sexuellen Inhalts und einer kurzen grafischen Nacktszene“ ein R-Rating (unter 17-Jährige dürfen den Film nur in Begleitung Erwachsener sehen).
Gute Komödien brauchen charismatische Darsteller:innen, keinen Schönling oder eine Schauspielerin, die in knappen Bikinis ihre Oberweite zur Schau stellt. Noch besser wären Dialoge, die im Screwball-Akkord ebenso witzig wie ironisch und auch mal tabulos und provozierend daherkommen. Doch „Wo die Lüge hinfällt“ ist auch verbal weichgespült und unwitzig. Die schlechte deutsche Synchronfassung kommt noch hinzu. Einen Lichtblick gibt es beim Happy End und dem Abspann, wenn alle Beteiligten einen kitschigen Popsong mit solcher Inbrunst schmettern, dass es eine wirkliche Freude ist. Nur ist der Film da schon zu Ende.