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Filmkritik
Eine Schülerin verlässt morgens mit Kopfhörern das Haus und ist ganz in ihrer eigenen Welt. Singend tanzt sie durch die Straßen – ein Musical eben. Wäre da nicht das grausame Treiben, das im Hintergrund seinen Lauf nimmt und das die junge Frau überhaupt nicht wahrnimmt: Die Kleinstadt wird, einen Tag vor Weihnachten, von einer Zombieplage heimgesucht.
Unschuld und Chaos, Nächstenliebe und Gemetzel, geschmückte Tannenbäume und Blutfontänen: „Anna und die Apokalypse“ ist ein wüster Genre-Mix, dessen aberwitzige Ausgangsidee durchaus ihren Reiz hat. Er könnte dem Zombie-Hype wieder mit etwas Leichtigkeit begegnen und zudem auf die Kennerschaft des mittlerweile zombiegewöhnten Publikums setzen. Aber Regisseur John McPhail findet nicht das richtige Verhältnis zwischen den Elementen. Die Gesangsszenen wirken fad und beliebig, die Auftritte der Zombies sind – wenngleich sehr blutig – weder furchteinflößend noch lustig.
Am nächsten Morgen ist es für jeden Traum zu spät
Noch bevor die mysteriöse Seuche Besitz von der schottischen Kleinstadt ergreift, träumt Anna davon, auszubrechen. Nach dem Schulabschluss will sie möglichst weit fort, am liebsten nach Australien. Ihr Vater ist davon so wenig begeistert wie ihr Kumpel John, der gar nicht so heimlich in sie verliebt ist. Doch am nächsten Morgen ist es für jegliche Träume zu spät. Fast die gesamte Stadt torkelt seelenlos durch die Straßen und fällt über alles her, was sich essen lässt. Während Anna mit John und ihren Klassenkameraden Steph und Chris in einem Bowlingcenter festsitzt, haben sich Chris’ Freundin Lisa und Annas Vater mit dem unsympathischen Schulleiter und einigen anderen Jugendlichen in der Schule verbarrikadiert.
Obgleich die Aufteilung der Figuren auf zwei Schauplätze Spannung verspricht, kommt die Handlung nur mühsam voran. Dass die jungen Helden dabei immer wieder zu singen beginnen, fügt sich kaum in die Geschichte ein. Im Gegenteil: Die Musical-Szenen erweisen sich sogar als retardierende Elemente, die den Film zusätzlich ausbremsen. Desinteressiert folgt man den Überlebenden der Seuche, fühlt aber nicht mit ihnen. Selbst dann nicht, wenn sie ihr Leben lassen. Auch mit der Protagonistin Anna weiß das Drehbuch nicht viel anzufangen. Sie hat zwar das Zeug, die Jungs in ihrem Umfeld in den Schatten zu stellen und sie weist ehemalige Liebhaber wie Untote selbstbewusst in die Schranken. Zur Identifikationsfigur wird sie aber trotzdem nicht.
Die Zombies dienen als Vorwand für Splatter-Effekte
So verschenkt der auf dem Kurzfilm „Zombie Musical“ von Ryan McHenry basierende Film immer wieder sein Potenzial und wird keinem der parodierten Genres gerecht. Die Zombies dienen als Vorwand für Splatter-Effekte, die Gesangs- und Tanzszenen als Kontrast, und die Sehnsucht der Jugendlichen und ihre Konflikte mit den Eltern sollen als Basis für emotionale Szenen herhalten.
Zunehmend tut sich eine weitere Kluft auf. Betont „Anna und die Apokalypse“ anfangs noch schrill die Gegensätze, so wird die Geschichte immer ernster und tragischer. Das Lachen aber bleibt einem nicht im Hals stecken. Schon deshalb nicht, weil kaum ein Gag zündet. Subversiver als die Zombie-Invasion an Weihnachten, die die Nächstenliebe auf andere Art auf die Probe stellt, sind eher Szenen wie jene, in der Lisa bei einer Schulaufführung die süßliche Melodie eines Weihnachtslieds mit einem anzüglichen Songtext ausschmückt und zeigt, wie leicht man sich von einer schönen Oberfläche täuschen lassen kann.