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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Auch der zweite englischsprachige Kurzfilm „Strange Way of Life“ von Pedro Almodóvar, der im Duett mit „The Human Voice“ in die Kinos kommt, ist mittellang. Er ist nicht weniger stylisch, nicht weniger melodramatisch, aber deutlich weniger „meta“. Ein Western, so geradlinig, wie es das Genre vorschreibt.
Zwei Jahrzehnte sind seit den gemeinsamen Eskapaden der Revolverhelden Silva (Pedro Pascal) und Jake (Ethan Hawke) vergangen. Die Männer, die erneut aufeinandertreffen, stehen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Jake ist Sheriff einer Kleinstadt, und Silva ist hier, um zu verhindern, dass Jake seinen Sohn Joe (George Steane) festnimmt, der verdächtigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Das zumindest nimmt der Sheriff an, der dem Freund so nüchtern wie gesetzestreu entgegentritt. Doch weder die Nüchternheit noch die Distanz vermag der Sheriff lange durchzuhalten. Zusammen trinken sie Wein, wie sie vor zwanzig Jahren Wein getrunken haben, und sie schlafen miteinander, wie sie es vor zwanzig Jahren ebenfalls taten. Aber das Gesetz steht eben doch zwischen ihnen und ihrer Liebe. Das ist aber nur Jake klar, der es verkörpert. Er gibt dann auch die entsprechende Beziehungsdynamik vor.
„The Wild Bunch“ auf queer
Wie diese ohne Gesetz aussieht, zeigt Almodóvar in einer Rückblende, die einer ikonischen Szene aus Sam Peckinpahs „The Wild Bunch“ einen queeren Twist gibt. So fallen die betrunkenen Cowboys, die soeben Löcher in Weinfässer geschossen haben und nun gemeinsam im Rebensaft duschen, nicht über die Frauen her, die sich ihnen anschließen, sondern schließlich auch übereinander. Im komplizierten Jetzt ist das nur noch eine Erinnerung. Aber eben eine Erinnerung, die beide auch dort noch teilen, wo sie getrennt voneinander aufbrechen, um Joe, den Verbrecher, zu verhaften, beziehungsweise Joe, den Sohn, zu retten.
Almodóvar selbst nennt „Strange Way of Life“ einen Gegenentwurf zu „Brokeback Mountain“. Tatsächlich gibt sich der queere Westernentwurf wenig Mühe, die tradierte und die moderne Ästhetik des Genres zu bedienen. Stattdessen spendiert er ihr lieber einen bonbonfarbenen, durchgestylten Anstrich. Peckinpah und Sergio Leone werden zitiert, um dann umkostümiert und melodramatisch angestrichen zu werden.
Das geht oft gut genug auf, doch die Notwendigkeiten, die das mittellange Format des Films vorgeben, sind ein Hemmschuh. Almodóvar klebt die Erzählung hastig mit den generischen Phrasen des Genres zusammen, die dabei nie lange genug sind, um sich den aufrichtigen und durchaus rührenden Twist des Endes zu verdienen, aber eben doch zu lang, um aus der eigenen Reduktion Profit zu schlagen.
Die Essenz des Œuvres
Beide mittellangen Filme, „The Human Voice“ und „Strange Way of Life“, gleichen sich als Almodóvar-Miniaturen, die im besten Sinne durchgestylt und elegant inszeniert, andererseits aber im schlechtesten Sinne kaum mehr als eine auf ein Reiskorn geschriebene Essenz seines Œuvres sind.